12. Oktober 2013: AKF-Herbstreffen mit Impulsvortrag
Beim diesjährigen Herbsttreffen des AKF Köln ließen sich interessierte Mitglieder Kölner Frauenorganisationen von Eva Hehemann inspirieren und brachten dann ihr Wissen und ihre Ideen, wie wir in Köln zu mehr Ehrungen für Frauen kommen können, auf drei Tischen zu Papier.
Dabei wurde diskutiert, sich ausgetauscht, eine Kleinigkeit gegessen und genetzwerkt.
Eine der 11 Kölner Forderungen zum 100. Jahrestag des Internationalen Frauentages lautete: Mehr Auszeichnungen für Frauen! Daher hat der AKF auf seiner Mitgliederversammlung beschlossen, Mittel und Wege zu finden, damit mehr Frauen bei Kölner Ehrungen unterschiedlichster Art vertreten sind.
Was für Ehrungen gibt es?
- Verdienst-Medaillen für ein (Lebens-)Werk, eine besondere Tat
z.B. Bundesverdienstkreuz, Tapferkeitsmedaille - Auszeichnungen für eine besondere Person und ihre Leistung
z.B. Ehrenbürgerschaft, Medien-, Kunst-, Wissenschaftspreise - Ehrung durch Namensgebung
z.B. Straßen, Schulen, Preise - Ehrung durch Funktionen
z.B. Ehrenmitgliedschaft, Schirmherrschaft, Berufung in Beratungs-, Aufsichts- oder Auswahlgremien, Einladungen zu Vorträgen / Podien - Ehrung durch Erwähnung und Anerkennung in Nachschlagewerken und Medien
wie Wikipedia, herkömmliche Nachschlagewerke, TV, Radio, Print und Netz, Geschichtsbücher (His-tory oder Her-story?)
In ihrem Impulsvortrag zu Ehrungen für Frauen in Köln betrachtete Eva Hehemann, Autorin von „Frauengesellschaft(en) in Deutschland – von der privaten Feier bis zum Berufsverband“ (www.hehemann-fotografie.de), wichtige Aspekte von Ehrungen und welche Rolle Frauen dabei spielen:
Im Idealfall werden Menschen geehrt, die mit einer besonderen Leistung aufgefallen sind, sichtbar wurden. Geehrt werden aber auch Menschen, die sich über ihre guten Beziehungen, also durch geschicktes „Klüngeln“ innerhalb ihrer Netzwerke sozusagen angeboten haben. Voraussetzung in beiden Fällen:
Eine Heldentat, ein Meisterwerk, eine besondere Leistung können nur dann Ehrung erfahren, wenn sie bekannt werden. So lange niemand von der besonderen Person oder Tat erfährt, kann es auch keine Würdigung geben. Sichtbarkeit ist also eine wesentliche Voraussetzung, um geehrt zu werden. Nur dadurch, dass eine Person Aufmerksamkeit erregt, kann jemand auf die Idee kommen, sie und ihre Leistung zu würdigen.
Ehrungen dienen als Belohnung einer/eines Einzelnen für einen Verdienst an der Gesellschaft. Die Geehrten werden als Vorbilder ausgezeichnet, also als solche kenntlich gemacht. Die Ehrung soll für andere als Ansporn dienen, um den Vorbildern nachzueifern und sich ebenso um die Gesellschaft verdient zu machen wie die bereits Ausgezeichneten. Eine Gesellschaft verdeutlicht über die Auszeichnungen, die sie vergibt, welche Charaktereigenschaften oder Taten sie für lobenswert hält.
Interessant ist nun die Frage, wer entscheidet, wer geehrt wird?
In der Regel sind bereits die Mitglieder von Jurys oder Vergabe-Gremien selbst „ehrwürdige“ Personen. Die Legitimation, über die Vorbildlichkeit anderer zu entscheiden, die Preiswürdigkeit einer Leistung zu beurteilen, haben sie sich – hoffentlich! – durch ihre eigene Leistung, Kompetenz sowie Fachwissen und die dafür erhaltene Anerkennung verdient. Kann es in diesem Zusammenhang überhaupt von Bedeutung sein, welches Geschlecht die Mitglieder einer Jury oder eines Gremiums haben? Selbstverständlich! Denn hier zählen Gerechtigkeit und Vielfalt. Vorbildlich soll ein/e PreisträgerIn ja nicht nur für einen Teil oder die eine Hälfte einer Gesellschaft sein, sondern für alle. Also sollte auch die Jury bzw. das Auswahl-Gremium repräsentativ für einen möglichst großen Teil der Bevölkerung sein. Hier gilt es also, Einfluss zu nehmen. Sowohl auf die Zusammensetzung von Jurys, als auch auf die Liste der Nominierten.
Und so schließt sich der Kreis: damit mehr Frauen für Ehrungen nominiert werden, müssen sie sichtbarer werden. Mehr Frauen müssen als Expertinnen empfohlen werden. Mehr Frauen müssen sich trauen, auf Podien Platz zu nehmen, mehr Frauen müssen sich zu Wort melden, mehr Frauen müssen sich um die Teilnahme an Gremien und Jurys bewerben.
Ebenso brauchen wir eine stärkere Empfehlungskultur unter Frauen. Wenn eine aus terminlichen oder persönlichen Gründen nicht als Speakerin oder bei einer ExpertInnenrunde auftreten kann bzw. will, so sollte sie eine Kollegin empfehlen! Die meisten Männer empfehlen Männer – Freunde, Kollegen -, die sie bewundern oder denen sie einen Gefallen schulden oder die sie sich verpflichten wollen. Frauen – sagen ab. Oder noch schlimmer: sie empfehlen Männer. So kommen wir aber nicht weiter! Auch ohne dass wir sie auf Herz und Nieren getestet haben, müssen wir die Kollegin, die eben auch Konkurrentin sein kann, empfehlen und auf diese Weise ihre Kompetenzen anerkennen.
Lesen Sie den vollständigen Vortrag von Eva Hehemann (pdf-Datei) mit Links zu Beispiel-Websites, auf denen Frauen Frauen empfehlen!